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Sommerkolloquium 2024 - Festvortrag

04.07.2024 / 17:30 Uhr / Hörsaal Rundbau / Albertstraße 21

Unsolidarische Naturverhältnisse. Mehr-als-menschliche Geschichten von Wein, Wölfen und Wildnis

Prof. Dr. Christian Steiner (Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt)


Weinmoste, die nicht gären, Wölfe, die Schafe statt Hirsche reißen, und Borkenkäfer, die große Fichtenwälder zum Absterben bringen. Menschliche Gesellschaften sind mit mannigfaltigen Widerständigkeiten nicht-menschlicher-Entitäten gegen menschliche Ordnungs-, Gestaltungs- und Kontrollanstrengungen der Welt konfrontiert. Diese Widerständigkeiten fordern dabei letztlich auch das menschliche Selbstbild als weltbeherrschende Spezies heraus und werden in der Folge oft als Mensch-Umwelt-Konflikte bezeichnet. Während die modernen Gesellschaften lange Zeit davon ausgingen, dass ihr Umgang mit der Natur keine Konsequenzen hat und der Mensch die Natur nach Belieben dominieren und umgestalten kann, wird nicht zuletzt angesichts der multiplen ökologischen Krisen von der Klimakatastrophe, über das Artensterben bis hin zur zunehmenden Bodendegradation jedoch zurzeit offensichtlich, dass menschliches Handeln nicht ohne Folgen bleibt. Der gesellschaftlich überwiegende, auf Kontrolle und Beherrschung ausgerichtete, menschliche Umgang mit der Natur wird so zunehmend fraglich. Es stellt sich daher immer drängender die Frage, wie alternative gesellschaftliche Naturverhältnisse aussehen könnten. Anhand empirischer Geschichten zum Weinbau, der Rückkehr der Wölfe und dem Umgang mit Wald und Wildnis zeigt der Vortrag, wie sich die menschlichen Kontrollansprüche auch im Kleinen nur mit einem enorm hohen Aufwand und Gewalteinsatz verteidigen lassen – und final doch oft scheitern. Das Ergebnis ist ein unsolidarisches Verhältnis der Arten, dem der Vortrag die Alternative eines solidarischen Naturverhältnisses entgegenstellt, in dem neue, mehr-als-menschliche Kooperationen für ein gelingendes Zusammenleben zwischen den Arten experimentell erprobt werden.

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