Freiburger Geographische Hefte, Heft 46
Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit "Untersuchungen zur jungquartären Vegetationsentwicklung in den Flußgebieten Südkoreas" wurde im Mündungsbereich auf dem Gawaji- und Dodaecheon-Gebiet an der Westküste, auf dem Unsan- und Jumunjin-Gebiet and der Ostküste und auf dem alten Flußbett des Youngyang-Gebiet im Binnenland mit pollenanalytischer Methode durchgeführt.
Als Faktoren, die das vielfältige Vegetationsmosaik an den Küstenebenen Südkoreas nachhaltig beeinflußten, wurden die holozänen Meeresspiegelschwankungen und der Tidenhub, neben Klima, Relief, Morphodynamik und Topographie, erkannt.
Die Vegetationszusammensetzung im Westküsten-Gebiet war während des Holozäns vom Ostküsten-Gebiet verschieden. Die wichtigen Baumarten an der Westküste waren Alnus und Quercus, solange der anthropogene Einfluß nicht vorherrschte. Dagegen waren es an der Ostküste Pinus und Quercus.
Der Unterschied des holozänen Vegetationsmusters zwischen Ost- und Westküste wurde mit dem unterschiedlichen Prozentanteil von Pinus vertreten. die Ursache, warum Pinus seit ca. 6000 Jahren B.P. hauptsächlich an der Ostküste zunehmen konnte, wurde mit den Faktoren: Klima, Reifungsprozessen des Bodens, Standortansprüche von Pinus und Meeresspiegelschwankungen erklärt.
Das Vegetationsmilieu des Gawaji- und Dodaecheon-Gebietes an der Westküste hatte sich unterschiedlich entwickelt, obwohl beide Gebiete an die gleiche Kyunggi-Bucht angrenzten. Diesen Unterschied spiegelte die jeweilige Schwankungskurve und die Höhe des Meerersspiegels zwischen Ost- und Westküste nach Hwang (1944) wider.
Im allgemeinen korrelierte die Alnus-Dominanzzeit an der Westküste mit der Anstiegsphase und die Quercus-Dominanzzeit mit der Regressions- bis Stillstandsphase des Meeresspiegels. Auch die Veränderungstendenz der Pollenzusammensetzungen spiegelt die Meeresspiegelschwankungen wider. Nicht nur Baumarten, sondern Pflanzenarten entsprechend den sedimentären Fazies spiegelten die Meeresspiegelschwankungen deutlich wider. So nahmen am Anfang oder Ende des Abstiegs und an der Grenze zwischen Torf- und grauem Schluff-Schicht Chenopodiaceae als Halophyten (Suaeda asparagoides, Salicornia herbacea und Salsora collina) und Artemisia maritima zu. Typha sp., Cyperaceae, Phragmites communis und Persicaria sp. hatten sich als Verlandungsanzeiger im PT 6-Gebiet erwiesen. Nach dem Ergebnis der Diatomeen-Analyse galt der damalige Bodenzustand hier für ein Sumpfmilieu mit geringer Wasserdeckung. Es zeigte noch feuchteres Milieu als PT 5. In diesem Fall konnte das Ergebnis der Diatomeen-Analyse das Vegetationsmilieu genau erklären. Für die Untersuchung der Milieuveränderungen hatte das Ergebnis der Diatomeen-Analyse an der Westküstenebene mit dem der Pollenanalyse enge Beziehungen bestätigt.
Die holozäne Meeresspiegelschwankung hatte das Vegetationsmilieu an der Westküste noch stärker als an der Ostküste beeinflußt.
Die intensive anthropogene Einwirkung war mit der Einführung der Oryza sativa, Hordeum sativum, Sorghum bicolor, Secale cereale und Zea mays eng verbunden. Die starke Zunahme von Graminiae und Artemisia sowie das deutliche Auftreten von Fagophyrum esculentum, Bistorta vulgaris, Rumex und Umbelliferae usw. als Kulturpflanzen wurde in dieser Phase nachgewiesen. Die Waldzerstörung wegen der Rodung für den Reisanbau verursachte eine starke Abnahme von Alnus in der Westküstenebene, die starke Abnahme von Quercus in der Ostküstenebene und im Gegensatz dazu die starke Zunahme von Pinus als sekundäres Pioniergehölz.
Es wurde angenommen, daß der alte Lauf des Banbyuncheon-Flusses im Youngyang-Gebiet in der Zeit Anfang des Würm-Glazials begradigt wurde. Die darüberliegende Torfschicht enthielt eine relativ kontinuierliche Vegetationsgeschichte seit ca. 60000 Jahren B.P., nämlich vom Alt-Würm-Glazial bis zum Holozän. Sie konnte die jungquartären Veränderungen der Klima- und Vegetationsgeschichte Südkoreas vertreten. Mit den ökologischen Merkmalen der jeweils dominierenden Baumarten wurden die repräsentativen Temperaturgänge während des Jungpleistozäns bis Holozän auf einer schematischen Kurve dargestellt.
Die humushaltige, dünne Sandschicht im Youngyang-Gebiet, die inder Zeit vor ca. 15000 bis ca. 7000 Jahren B.P. gebildet wurde, lag auf der Grenze zwischen dem unteren, aus zersetztem, verfestigtem und dem oberen, aus faserreichem Torf bestehenden Horizont. Es ist anzunehmen, daß ihr Sedimentationsmilieu durch die klimatische Katastrophe wegen plötzlicher Erwärmung nach dem Würm-Hochglazial bis zum Anfang des Holozänes entstanden war. Aus Pollenzusammensetzungen wurde die Pollenzone dieser Schicht als Wendezeit der Tilia-Dominanzzeit charakterisiert.
Die Landschaft in der Würmeiszeit im Youngyang-Gebiet zeigte als Folge des niedrigen Anteils an Baumpollen ein spärliches Waldbild mit Wiesenpflanzen wie Thalictrum, Sanguisorba, Gramineae, Umbelliferae, Artemisia, Cyperaceae und Compositae usw..
Die damalige Abfolge der Dominanzzeit der Baumarten wurde wie folgt erkannt: Betula Quercus Betula Pinus Picea und Betula. Diese Vorgänge verliefen zwischen den Profilen YY1 und YY2 etwas unterschiedlich. Dies beruhte auf der jeweiligen dynamischen Entwicklung der Vegetationsgesellschaften. Und der unterschiedliche Anteil von NBP beruhte auf der jeweiligen geographischen Lage.
Es wurde angenommen, daß die Temperatur in dem Würm-Hochglazial im Youngyang-Gebiet nach der Juli-Temperatur für Picea-Wachstum nach Bartlein et al. (1986), ungefähr niedriger als in der Gegenwart gewesen war. Aus der Kulminierung von Picea und Betula mit niedrigem Anteil an Baumpollen war zu schließen, daß es damals sehr kalt und feucht gewesen war, obwohl Südkorea nicht direkt vom Inlandeis beeinflußt wurde.
Die obere Torfschicht am Youngyang-Gebiet enthielt die Vegetationsgeschichte seit ca. 7000 Jahren B.P. Ihre Pollenzusammensetzung war ähnlich der an der Ostküste. Dennoch spiegelte sie die holozäne Klimaveränderung deutlich wider. Ds galt besonder für NBP.
Die Torfentstehungsprozesse auf der koreanischen Halbinsel spiegelten die Vielfalt der topographischen Merkmale wider. Die Torfschicht an der Ost- und Westküste entstand entsprechend den Meeresspiegelschwankungen im Holozän. Im Gawaji-Gebiet wurde der untere Teil des Torfhorizontes, nämlich Gawaji-I, während des Meeresspiegelstillstands und sein oberer Teil, nämlich Gawaji-II, durch die Absenkung des Grundwassers infolge der Meeresspiegelabsenkung sedimentiert.
In der Dodaecheon-Talebene wurden die vier schwimmenden Torfhorizonte bei relativ ruhigem Sedimentationsmilieu von der Regression oder Meeresspiegelabsenkung, in der Ingangri-, Hwangsanri-Talebene die Torfschicht wegen der Sperrung der Talmündung bei Transgression gebildet. Die Talmündung im Unsan-Gebiet wurde von natürlichen Uferdämmen in der Folge der lebhaften Zufuhr aus den Sedimenten des Seomseokcheon-Flusses bei Transgression gesperrt. Danach wurde die Torfschicht abgelagert. In der Jumunjin-Talebene war die Torfschicht nach der Sperrung durch einen Strandwall entstanden.
Die Gliederung der untersuchten 12 Profile erfolgte nach regionalen Pollenzonen auf der Grundlage der sedimentären Fazies. Eine Verbindung der holozänen Abfolge an der Ostküste nach Jo (1979) war in einem Übersichtsdiagramm dargestellt worden, da die grundsätzlichen Maßstäbe für die Ergebnisse als ähnlich verglichen werden konnten.
Die holozänen Gliederungen Koreas wurden im Vergleich zu Mitteleuropa nach Murawski (1992) und zu Japan nach Nakamura (1952) dargestellt. Für die Ostküste Koreas wurde die Chronologie nach Jo (1979), Tsukada et al. (1980) und Chang et al. (1982), für die Westküste die Gawaji- und Dodaecheon-Gebiete repräsentiert.
Aus diesem Vergleich konnte man annehmen, daß die spät- und postglazialen klimatischen Bedingungen Koreas, wie Temperaturgänge, Humidität und die Schwankungen des Meeresspiegels ähnlich verlaufen waren, obwohl die Vegetationsgeschichte Koreas ganz anders als die Europas und eher der Japans ähnlich erschien.
Die unterschiedlichen holozänen Vegetationsentwicklungen auf der koreanischen Halbinsel wurden auf die eigene Meeresspiegelschwankungskurve an der Ostküste und in den beiden Gebieten der Westküste Koreas zurückgeführt, obwohl diese Schwankungen ihre Ursache in den jeweiligen klimatischen Bedingungen haben.