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Freiburger Geographische Hefte, Heft 73

Iso Himmelsbach (2014): Erfahrung – Mentalität – Management Hochwasser und Hochwasserschutz an den nicht-schiffbaren Flüssen im Ober-Elsass und am Oberrhein (1480-2007)

Zusammenfassung

Die vorgestellte Arbeit ist eine vergleichende historisch-geographische Untersuchung über die Entwicklung von Hochwasserereignissen und Hochwasserschutz an insgesamt 15 nicht-schiffbaren Nebenflüssen des Rheins im französischen Elsass und dem südwestlichen Teil des Landes Baden-Württemberg sowie für die Rheinstrecke zwischen Basel und Straßburg für den Zeitraum zwischen 1480 und 2007.

Der Beginn des Hochwasserschutzes kennt kein Datum. Seit Menschen an Flüssen siedeln, versuchen sie ihre für schützenswert erachteten Güter gegen die Folgen von Hochwasserereignissen abzusichern. Bis weit in das 18 Jahrhundert hinein blieb der Hochwasserschutz an den nicht-schiffbaren Nebenflüssen ein Partikularinteresse all derjenigen, die etwas zu schützen hatten. Die unterschiedlichen Rechtstraditionen Frankreichs und Badens führten zu unterschiedlichen Hochwasserschutzkonzepten, die in ihren wesentlichen Grundzügen bis heute bestehen. In Frankreich war aufgrund der Rechtsverhältnisse ein staatlicher Zugriff auf die nicht-schiffbaren Nebenflüsse nicht möglich und so entwickelte sich im Elsass Hochwasserschutz in einer Kette von Einzelmaßnahmen, die primär den gefährdeten Raum in den Blick nehmen musste. Im deutschen Teil des Untersuchungsgebietes griff man massiv in die Flusslandschaften ein und versah die Flüsse mit einem einheitlichen Profil und begleitenden Dämmen, wodurch der Blick für den gefährdeten Raum für Jahrzehnte in den Hintergrund geriet.

Diese Entwicklung hat aktuell Auswirkungen bei der Umsetzung der Hochwasserrisikomanagementrichtlinie der Europäischen Union von 2007.

Ein zweiter Teil der Arbeit beschäftigt sich mit der Klassifizierung und langzeitlichen Auswertungen der für das Untersuchungsgebiet ermittelten Hochwasserereignisse zwischen 1480 und 2007 und untersucht die Entwicklung der direkten meteorologischen Hochwasserursachen, ihre monatliche Verteilung und die Verteilung der Hochwasser im hydrologischen Jahr.

Ein eigenständiges Kapitel geht für die Zeit um 1500 der Frage nach, ob es in der Wahrnehmung und Deutung von Naturkatastrophen nicht Unterschiede gegeben hat. Am Beispiel des extremen Hochwasserereignisses vom Juli 1480 und der kurze Zeit später europaweit geführten ‚Sintflut-Debatte’ wird untersucht, was die Menschen über die Entstehung von Hochwasser und Hochwasserschutz wussten. Dabei liegt der Fokus auf der Frage nach dem Unterschied von ‚Deutung’ und ‚Deutungshoheit’ von extremen Hochwasserereignissen und stellt gleichzeitig einen Beitrag zur Ereignisforschung extremer Hochwasserereignisse dar.